Liebes Team vom Neue Narrative Magazin,
ich fang mal direkt mit einem kleinen Fan-Moment an: Als ich über euren Post auf Instagram gestolpert bin, hab ich innerlich Luftsprünge gemacht. Tatsächlich schau ich immer wieder mal auf eurer Job-Seite vorbei – in der Hoffnung, dass da endlich eine Stelle auftaucht, bei der ich denke: “Ja, das könnte passen.” Und jetzt ist es so weit.
Ich liebe eure Arbeit wirklich sehr, weil sie – wie ihr es selbst in eurem Formular so treffend fragt – alles vereint, was für mich gute, inklusive (wobei da gesellschaftlich natürlich noch Luft nach oben ist) und aufklärende Kommunikation ausmacht. Ihr verbindet Haltung mit Gestaltung, ohne dass eins zu kurz kommt. Das berührt mich, aber es inspiriert mich auch.
So, Fan-Moment vorbei – jetzt ein bisschen was zu mir:
Ich heiße Djuna, arbeite als Grafiker*in und Illustrator*in und habe zusammen mit einer weiteren Person ein kleines Studio im Wiesbadener Westend. Ich bin selbstständig und arbeite viel mit Institutionen aus dem Kunst- und Kulturbereich zusammen – ein Feld, das mir sehr am Herzen liegt, weil ich da nicht einfach “Werbung” mache, sondern mitgestalten kann, wie Inhalte vermittelt werden, die zur Bildung einer vielfältigen, offenen Gesellschaft beitragen.
Im Bereich Editorial Design konnte ich bereits einige Broschüren für Ausstellungen und Festivals gestalten – dazu kommen Dinge wie Speisekarten oder Programmhefte. Klar, Magazingestaltung hat nochmal einen anderen Umfang, aber das schreckt mich überhaupt nicht ab. Im Gegenteil: Ich freue mich darauf. Ich liebe es, Neues zu lernen, mich in Themen reinzudenken und gestalterisch weiterzuentwickeln. Mein Autismus bringt mit sich, dass ich sehr autodidaktisch arbeite und mich zuverlässig und schnell in neue Aufgabenbereiche einarbeiten kann – mit viel Neugier und Tiefe.
Ich würde mich riesig freuen, euch persönlich kennenzulernen – und vielleicht bald Teil von dem zu sein, was ihr da so klug, schön und wichtig macht.
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unÜppig
Für art.ist – Kooperative New Jazz Wiesbaden habe ich das Key Visual für das diesjährige Festival unÜppig gestaltet – inklusive Broschüre, Plakate und Anzeigen. unÜppig ist ein experimentelles Festival, bei dem es nicht nur ums Hören, sondern ums Erleben von Klang geht. Das Programm war genauso ungewöhnlich wie das Konzept – mit Konzerten, in denen bewusst nichts passiert, und Workshops, die das Erlebte vertiefen sollten.
Die Gestaltung greift diesen offenen Ansatz auf: Gelb zieht sich als wärmender Leitfaden durch das Design und bietet Orientierung in einem bewusst schwer greifbaren Konzept. Die Typografie bringt Struktur, lässt aber gleichzeitig Raum. So entsteht eine visuelle Sprache, die offen bleibt, aber klar geführt ist – auch im Broschürenlayout, wo ich flexibel auf sehr unterschiedliche Text- und Bildmengen reagieren konnte.






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Broschüre Peter Roer
Für die Ausstellung Sounds like…? looks like…? – eine klangkünstlerische Hommage an Peter Roehr, die am 14. September im Kunsthaus Wiesbaden eröffnet wurde, hatte ich die Gelegenheit, eine Vielzahl an Druck- und Social-Media-Materialien zu gestalten.
Neben dem Key Visual, Anzeigen und Beiträgen für Zeitschriften, die Website und Instagram, entwickelte ich auch das Layout und die Gestaltung einer 20-seitigen Broschüre mit Informationen zur Ausstellung und den beteiligten Künstler*innen.
Das Key Visual orientiert sich formal an der Arbeitsweise Peter Roehrs, der in seinen Werken häufig mit seriellen Wiederholungen arbeitete. Die grafische Qualität seiner Arbeiten bot reichlich Inspirationsmaterial für meine gestalterische Herangehensweise.
Das Layout der Broschüre wiederum löst sich bewusst von der strengen Struktur des Key Visuals, folgt jedoch konsequent einem klar definierten Gestaltungsraster.



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Die Gedanken sind Brei
Vor knapp zehn Jahren habe ich meinen Master of Arts am Masterstudio Design der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel abgeschlossen.
Im Zentrum meiner Abschlussarbeit stand die persönliche Auseinandersetzung mit dem Denken – und der Frage, wie sich Denkprozesse in Zeichnung und Schrift ausdrücken lassen. Das Ergebnis ist ein Buch, das essayistische Texte mit Zeichnungen kombiniert und sich mit der Kategorisierung und Visualisierung von Denkstrukturen beschäftigt.
Für jede Kategorie habe ich metaphorische Texte verfasst und begleitende Zeichnungen entwickelt. Diese Metaphern sind auf Transparentpapier gedruckt und liegen jeweils direkt über der zugehörigen Illustration – eine visuelle und inhaltliche Überlagerung, die den Zusammenhang von Sprache und Bild spürbar macht.
Der Titel Die Gedanken sind Brei verweist auf die chaotische, schwer greifbare Natur von Gedanken – besonders in Momenten, in denen sie sich eher in Gefühlen wie Stress oder Angst äußern als in klaren Worten oder Bildern.
Das Schreiben und Zeichnen wurden für mich zu einer Methode, um dieses innere Chaos zu ordnen und zu strukturieren.
Das Buch umfasst rund 250 Seiten im Format 297 × 420 mm und wurde mit schwarzem Klebstoff gebunden. Das zugrunde liegende Raster, auf dem der Text basiert, ist bewusst mitgedruckt – auch als gestalterisches Element. Wie sich in einigen Bildern zeigt, bricht der Text stellenweise aus diesem Raster aus. So unterstützt auch die Gestaltung die zentrale These: Gedanken, die noch nicht sortiert oder gefasst sind, folgen keiner festen Ordnung.



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Schrift
Als Kommunikationsdesignerin interessiert mich nicht nur Inhalte visuell ansprechend umzusetzen, sondern auch, wie Gestaltung selbst Teil der Kommunikation wird. Ich entwickle Grafiken und Assets so, dass sie nicht nur unterstützend wirken, sondern bereits eigenständig zur Aussage beitragen. Gerade in einem Umfeld, in dem Präsentation und Selbstverortung eine immer größere Rolle spielen, sind solche gestalterischen Feinheiten oft entscheidend.
Ein gutes Beispiel ist die Arbeit mit Schrift. Ich bin regelmäßig auf der Suche nach typografischen Lösungen, die eine bestimmte Atmosphäre oder Haltung vermitteln. Häufig reicht mir das Bestehende nicht aus, weil ich eine Form suche, die genauer passt – sei es gestalterisch oder inhaltlich. Schrift ist für mich nicht nur ein funktionales Mittel, sondern auch eine Möglichkeit, Inhalte zu reflektieren und ihnen eine eigene Stimme zu geben.
Just for fun habe ich bisher drei eigene Schriften gestaltet, die auch schon mehrfach zum Einsatz kamen – zum Beispiel im Titel des Magazins unÜppig (siehe Projekt 1) oder als Hausschrift für die Pop-up-Veranstaltungsreihe Opak.



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Illustrationen
Hier seht ihr einen Auszug aus einigen meiner Lieblings-Illustrationsprojekte, die teils aus Aufträgen, teils aus freien Arbeiten entstanden sind. Ich möchte euch damit einen Einblick in meine unterschiedlichen Stile und Herangehensweisen geben, wie ich Inhalte visuell umsetze.
In meinen Illustrationen geht es oft um Alltagssituationen – kleine Momente, die wir leicht übersehen, die aber viel über uns und unsere Gesellschaft erzählen. Gesellschaftliche Themen spielen für mich eine große Rolle. Ich finde es wichtig, Dinge anzusprechen, die sonst vielleicht tabu sind oder wenig sichtbar gemacht werden, und sie auf eine leichte, zugängliche Weise zu zeigen.
Dabei versuche ich, die Realität ehrlich und mit Humor zu verpacken, ohne sie zu beschönigen. Mit meinen Illustrationen möchte ich dazu beitragen, gesellschaftliche Themen zu enttabuisieren und einen Raum zu schaffen, in dem man lachen, nachdenken und sich neu sehen kann.
Ich freue mich, wenn meine Bilder Menschen erreichen und sie für einen Moment innehalten lassen – sei es, um zu lächeln, hinzuschauen oder eine neue Perspektive zu entdecken.
Als autistische Person kann ich Emotionen in menschlichen Gesichtern oft nicht leicht erkennen. Deshalb nutze ich beim Zeichnen Hilfsmittel wie Linien und abstrahierte Formen (siehe Bild oben rechts), um Gefühle und Stimmungen zu vermitteln.



Ich hoffe, ich konnte euch mit den Projekten einen kleinen Einblick in meine Leidenschaft für Gestaltung geben –
und vielleicht ja auch euer Interesse wecken. Ich würde mich riesig freuen, von euch zu hören!
Bestes,
Djuna
:)